Vorstellung: Alte Liebe rostet nicht!
von Tekromant » Do 25. Apr 2019, 11:44Hallo,
ich wollte mich mal in diesem illustren Kreis als "Jungspund" vorstellen.
Wohnhaft bin ich in Lutherstadt Wittenberg in Sachsen Anhalt und bin wohl in der Generation Urgestein (1966) einzuordnen - irgendwie passend zum Thema…
Mein erster Einstieg in die Computertechnik waren Eigenbauten in meiner Schulzeit. Damals war es hier in der ehemaligen russischen Besatzungszone nicht einfach, die benötigten Bauteile zu besorgen. Literatur hatte ich ausreichend, aber ich kann mich entsinnen, dass ich viele Monate gegrübelt habe, woher ich einen U880 (Z80-Clone) bekomme, um mir einen einfachen Rechner selbst aufzubauen. Die Verzweiflung war damals so groß das ich schon Schaltpläne entworfen hatte, wie man einen Taschenrechner-IC als ALU missbrauchen könnte, um wenigstens irgendetwas Programmierbares zu bauen. Die Schaltpläne dafür habe ich heute noch in irgendeiner Kiste auf dem Dachboden. Glücklicherweise waren die TTL's für die restliche Logik fast ebenso knapp, so dass aus diesem Projekt nichts wurde...
Mein erster realer Computer - natürlich Eigenbau - war ein einfacher U880 mit 1 K statischem RAM, massig LED's als Busmonitor und sonst nix. Code habe ich auf diesem Rechner mit zwei Tasten im Binärcode über ein 8 Bit Schieberegister mit Unterstützung eines manuell bedienten TTL-Adresszählers eingegeben und konnte ihn dann laufen lassen. Gerade in Bezug auf eines meiner späteren Projekte (hive-project.de) habe ich mich auch an diese Zeit erinnert, denn in dieser Weise lernt man enorm viel und bekommt ein "Urvertrauen" in die Prozessortechnik, welche man nie auf einem so abstrakten Niveau wie bei heutigen Geräten erlangen kann. Schlüsselerlebnisse waren wirklich die ersten paar Befehle die als Schleife und Sequenzen fast "anfassbar" genau so funktionierten wie es in den Büchern beschrieben war. Die ersten Befehle schrittweise Bit für Bit per LEDs am Bus zu verfolgen, war für mich ein wirkliches Aha-Erlebnis. Dafür konnte ich mit der kleinsten selbst entwickelten Einzelschrittschaltung (Aufwand: ein einzelnes FlipFlop!) für den Z80 das Programm schrittweise abarbeiten lassen. Es ist etwas anderes wenn ein Prozessor im Einzelschritt (oder mit 3-5 Hz!!!) arbeitet und beobachtet werden kann, oder ob eine Codesequenz im Gigaherzbereich, versteckt hinter mehrstufigen Caches und Pipelines, verarbeitet wird - das ist einfach sehr abstrakt und unfassbar.
So ging es dann ein Weilchen weiter mit BCS3 (Eigenbauprojekt aus der DDR Zeitschrift rfe), dem Bausatz Z1013 und später dann die ganze Riege ATARIs von XL über ST, Mega bis Falcon und Jaguar.. Und mein erster käuflicher Traumcompuer war damals ein Atari 800 XL - welchen ich für irgendwas über 2000,- Ostmark in meiner Armeezeit irgendwo in Berlin in einem Keller gekauft hatte. Bei späteren Geräten dann immer im “Tausch”: also Altgerät verkauft, Geld draufgelegt und Gerät der nächsten Generation neu angeschafft. Und ja: Irgendwann hatte ich dann auch meinen Falcon verkauft - wofür ich mich heut noch pausenlos ohrfeigen könnte… Nunja, zumindest den Jaguar mit CD habe ich behalten, ein kleiner Trost.
Übrigens alles mit der gleichen Frau - diese hat mich damals inklusive digitaler Erweiterungen explizit als Cyborg geheiratet, ist so im Ehevertrag festgehalten...
Mittlerweile hab ich hier wieder den ganzen Keller mit alter Technik voll stehen. Das meiste davon habe ich weit nach der Wende in meinem Job irgendwo vor der Verschrottung gerettet. Und irgendwann dabei euch meine erste Liebe wiedergefunden: ein wund geschlagener (defekter) Atari 800 XL mit 1050, Datasette und inklusive einem DDR Turbomodul mit zwei wählbaren Turboloadern im ROM. Mittlerweile habe ich das Gerät repariert und mich mit passenden Erweiterungen von Lotharek eingedeckt, und bin nur am Staunen. Alles funktioniert wieder, sogar noch die Software von den alten ORWO-Kassetten. Und ich muss sagen: Der Atari 800 XL ist ein tolles Gerät, quasi ein Gesamtkunstwerk - Antic/GTIA, Pokey, systematisches OS, bis hin zum Gehäusedesign! Naja, wie man sagt: Alte Liebe rostet nicht.
Jo, und so bin ich jetzt hier als frisch gebackenes ABBUC-Mitglied. Coole Sache!
Beruflich bin ich übrigens als Techniker und Administrator tätig, durchaus auch ganz handwerklich und "schmutzig" unter der Motorhaube etablierter Betriebssysteme. Früher war ich bei robotron tätig und habe mich dort mit Löttechnik beschäftigt, weshalb ich mich auch einmal im Jahr auf dem KC-Treffen mit meinem Hive-Computer rumtrolle. Ansonsten lese ich gern und viel und liebe/schreibe Gedichte - sind ja auch irgendwo hackige Mindcodesequenzen. Ab und an gibt es dann mal eine Zeit ohne Technik, dafür aber mit Mindhacking: Dann lese ich das Daudedsching oder Krishnamurti und lasse die Welt Welt sein.
ich wollte mich mal in diesem illustren Kreis als "Jungspund" vorstellen.
Wohnhaft bin ich in Lutherstadt Wittenberg in Sachsen Anhalt und bin wohl in der Generation Urgestein (1966) einzuordnen - irgendwie passend zum Thema…
Mein erster Einstieg in die Computertechnik waren Eigenbauten in meiner Schulzeit. Damals war es hier in der ehemaligen russischen Besatzungszone nicht einfach, die benötigten Bauteile zu besorgen. Literatur hatte ich ausreichend, aber ich kann mich entsinnen, dass ich viele Monate gegrübelt habe, woher ich einen U880 (Z80-Clone) bekomme, um mir einen einfachen Rechner selbst aufzubauen. Die Verzweiflung war damals so groß das ich schon Schaltpläne entworfen hatte, wie man einen Taschenrechner-IC als ALU missbrauchen könnte, um wenigstens irgendetwas Programmierbares zu bauen. Die Schaltpläne dafür habe ich heute noch in irgendeiner Kiste auf dem Dachboden. Glücklicherweise waren die TTL's für die restliche Logik fast ebenso knapp, so dass aus diesem Projekt nichts wurde...
Mein erster realer Computer - natürlich Eigenbau - war ein einfacher U880 mit 1 K statischem RAM, massig LED's als Busmonitor und sonst nix. Code habe ich auf diesem Rechner mit zwei Tasten im Binärcode über ein 8 Bit Schieberegister mit Unterstützung eines manuell bedienten TTL-Adresszählers eingegeben und konnte ihn dann laufen lassen. Gerade in Bezug auf eines meiner späteren Projekte (hive-project.de) habe ich mich auch an diese Zeit erinnert, denn in dieser Weise lernt man enorm viel und bekommt ein "Urvertrauen" in die Prozessortechnik, welche man nie auf einem so abstrakten Niveau wie bei heutigen Geräten erlangen kann. Schlüsselerlebnisse waren wirklich die ersten paar Befehle die als Schleife und Sequenzen fast "anfassbar" genau so funktionierten wie es in den Büchern beschrieben war. Die ersten Befehle schrittweise Bit für Bit per LEDs am Bus zu verfolgen, war für mich ein wirkliches Aha-Erlebnis. Dafür konnte ich mit der kleinsten selbst entwickelten Einzelschrittschaltung (Aufwand: ein einzelnes FlipFlop!) für den Z80 das Programm schrittweise abarbeiten lassen. Es ist etwas anderes wenn ein Prozessor im Einzelschritt (oder mit 3-5 Hz!!!) arbeitet und beobachtet werden kann, oder ob eine Codesequenz im Gigaherzbereich, versteckt hinter mehrstufigen Caches und Pipelines, verarbeitet wird - das ist einfach sehr abstrakt und unfassbar.
So ging es dann ein Weilchen weiter mit BCS3 (Eigenbauprojekt aus der DDR Zeitschrift rfe), dem Bausatz Z1013 und später dann die ganze Riege ATARIs von XL über ST, Mega bis Falcon und Jaguar.. Und mein erster käuflicher Traumcompuer war damals ein Atari 800 XL - welchen ich für irgendwas über 2000,- Ostmark in meiner Armeezeit irgendwo in Berlin in einem Keller gekauft hatte. Bei späteren Geräten dann immer im “Tausch”: also Altgerät verkauft, Geld draufgelegt und Gerät der nächsten Generation neu angeschafft. Und ja: Irgendwann hatte ich dann auch meinen Falcon verkauft - wofür ich mich heut noch pausenlos ohrfeigen könnte… Nunja, zumindest den Jaguar mit CD habe ich behalten, ein kleiner Trost.
Übrigens alles mit der gleichen Frau - diese hat mich damals inklusive digitaler Erweiterungen explizit als Cyborg geheiratet, ist so im Ehevertrag festgehalten...
Mittlerweile hab ich hier wieder den ganzen Keller mit alter Technik voll stehen. Das meiste davon habe ich weit nach der Wende in meinem Job irgendwo vor der Verschrottung gerettet. Und irgendwann dabei euch meine erste Liebe wiedergefunden: ein wund geschlagener (defekter) Atari 800 XL mit 1050, Datasette und inklusive einem DDR Turbomodul mit zwei wählbaren Turboloadern im ROM. Mittlerweile habe ich das Gerät repariert und mich mit passenden Erweiterungen von Lotharek eingedeckt, und bin nur am Staunen. Alles funktioniert wieder, sogar noch die Software von den alten ORWO-Kassetten. Und ich muss sagen: Der Atari 800 XL ist ein tolles Gerät, quasi ein Gesamtkunstwerk - Antic/GTIA, Pokey, systematisches OS, bis hin zum Gehäusedesign! Naja, wie man sagt: Alte Liebe rostet nicht.
Jo, und so bin ich jetzt hier als frisch gebackenes ABBUC-Mitglied. Coole Sache!
Beruflich bin ich übrigens als Techniker und Administrator tätig, durchaus auch ganz handwerklich und "schmutzig" unter der Motorhaube etablierter Betriebssysteme. Früher war ich bei robotron tätig und habe mich dort mit Löttechnik beschäftigt, weshalb ich mich auch einmal im Jahr auf dem KC-Treffen mit meinem Hive-Computer rumtrolle. Ansonsten lese ich gern und viel und liebe/schreibe Gedichte - sind ja auch irgendwo hackige Mindcodesequenzen. Ab und an gibt es dann mal eine Zeit ohne Technik, dafür aber mit Mindhacking: Dann lese ich das Daudedsching oder Krishnamurti und lasse die Welt Welt sein.